Rezsö

David Levine und Miri Shimron
Rezsö
(Rezsö)
18 Szenen zum Rudolf Kastner Prozess
Deutsch von Rachel Grünberger
3 D, 14 H, 1 Pianist, 1 Dek
Die beiden jüdisch-israelischen Autoren David Levine und Miri Shimron beschäftigen sich in ihren 18 Szenen mit dem Kastner-Prozeß 1954/55 in Jerusalem. Das Urteil damals lautete: "Der Zeuge Kastner hat seine Seele an den Teufel verkauft, als er zur Rettung einer verhältnismäßig kleinen Gruppe mit dem Feind paktierte... Wenngleich indirekt, so trug er damit doch zur Ermordung von 600.000 ungarischen Juden bei". 1957 wurde Dr. Rudolf Kastner am Eingang seines Hauses in Tel Aviv erschossen. 1958 sprach der Oberste Gerichtshof Kastner von jeglicher Schuld frei.

Es geht um das kollektive Trauma des jüdischen Volkes nach dem Holocaust und die Frage der Schuld. Bis zum Prozeß um Rudolf ("Reszö") Kastner, der beschuldigt wurde, mit Adolf Eichmann/den Nazis kollaboriert [um (einige) Juden zu retten ] und damit Deportation und Ermordung der ungarischen Juden ermöglicht zu haben, hatte in Israel ein fast völliges Stillschweigen über das Schicksal des europäischen Judentums während des Zweiten Weltkriegs geherrscht. Im Laufe dieser Verhandlung brach nun der Damm: Zorn, Verbitterung und Rachsucht konzentrierten sich auf einen "Schuldigen", so sehr, daß es bald so wirkte, als seien nicht die Nazis die Verbrecher, sondern Kastner. Tatsache ist, daß Kastner durch seine Beziehungen zu dem Nazi Kurt Becher mehr jüdische Menschen-leben während des Krieges gerettet hat als jeder andere.

Die Autoren interessieren sich für die Frage der politischen Kollaboration und für die persönliche Tragödie Kastners. Durch die Aussagen der einzelnen Zeugen stellen sie ein Bild der Zeit her und schärfen das Bewußtsein dafür, wie sehr diese Zeit in unsere heutige hineinwirkt. Durch die Betroffenheit der Zeugen und durch die Betroffenheit, die diese wie auch die Figur Kastners selbst in den Zuschauern auslösen, wird die Frage der Schuld neu und zwar an uns alle gestellt.

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