Hummelflug

Charlotte Jones
Hummelflug
(Humble Boy)
Schauspiel in 2 Akten
Deutsch von Wolf Christian Schröder
3 D, 3 H, 1 Dek
Hamlet kommt nach Hause in eine englische Kleinstadt und kann die Totenrede auf seinen Vater nicht halten.
Seine Mutter hat sich ihre Nase verschönern lassen. Sie will wieder heiraten.
Der Mann ihrer Träume ist ein vulgärer Busunternehmer. Seine Tochter hat ein Kind von Hamlet, von dem dieser nichts weiß.

War Hamlets Vater wirklich ein König? Oder nur Biologielehrer an einer Mädchenschule in der Provinz, nebenher Bienenzüchter? (Doch, auf seine Weise, im Kleinen, so stellt sich heraus, war er wirklich ein großer Mann.)
Seine Witwe jedenfalls ist Königin und hält Hof. Und da stört der verrückte Hamlet wie eh und je. Und nicht nur die Welt, er selbst ist aus den Fugen: Fett geworden und seltsam. Aus Wittenberg oder Cambridge hat er eine Arbeitshemmung mitgebracht. So nah war er dran an der Enträtselung des Welträtsels, nun schwirrt es nur noch in seinem Kopf, als säßen Bienen oder Hummeln darin. Und er weiß nicht, was er tun soll, und zaudert: Zurück an die Universität? Am Hof der Mutter bleiben, ungeliebt, als ewiger kleiner Junge? Oder doch das Nicht-Sein wählen, mittels eines Gartenschlauchs – wenn man schon nicht (standesgemäß für einen Astrophysiker) in einem Schwarzen Loch enden kann, wo Sein oder Nichtsein vielleicht keine Gegensätze mehr sind.
Er bleibt erst einmal, hintertreibt die geplante neue Heirat seiner Mutter. Und hat Erfolg.
Und der Geist des Vaters? Dafür hat sich Charlotte Jones eine besonders elegante Lösung ausgedacht. Nur soviel: Gefühle gehorchen den Naturgesetzen genau so wenig wie Geister. Oder Hummeln. Ob das stimmt? Wenn man "Hummelflug" liest oder sieht, ist man felsenfest davon überzeugt.

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