Now the Cats With Jewelled Claws

Tennessee Williams
Now the Cats With Jewelled Claws
Stück in 2 Szenen
3 D, 4 H, 1 Dek
Madge und Bea, beide Ende Dreißig, sitzen zum Lunch im Restaurant. Draußen versinkt die Stadt im nachweihnachtlichen Chaos – die Menschenmassen fluten auf Schnäppchenjagd in die Geschäfte, die Straßen sind heillos verstopft, im wütenden Mob kommt es immer wieder zu Ausschreitungen. Drinnen hingegen palavern Madge und Bea friedlich über den alltäglichen Wahnsinn, über Einkaufslisten, Urlaube, ihr eheliches Unglück, perverse Träume und Städte in der Luft. Bea weiht Madge dabei in ihren neuesten Trick beim Shoppen ein: Konkurrentinnen um ein Produkt sticht sie einfach mit der Hutnadel ab.

Derweil hat der Restaurantmanager, ein lüsterner Schmierlappen mit künstlichem Gebiss und gefärbten Haaren, ein Auge auf zwei Neuankömmlinge geworfen: knackige junge Burschen in Ledermontur – ein Pärchen, das gemeinsam auf den Strich geht. Die beiden Männer streiten sich über die Grenzen ihrer Käuflichkeit. Während der erste Mann beteuert, dass er lieber stürbe, als mit dem Manager auf dem Herrenklo zu verschwinden, hat der zweite das Geschäft mit dem Manager bereits klargemacht. Der Tod jedoch, ein gekrümmter Mann im schwarzen Mantel, ist da bereits auf den Plan gerufen – er hat allerdings jemand anderes im Visier…

„Now the cats with jewelled claws“ singt der Manager am Ende des Stücks, als kündigte er uns die nächste Zirkusnummer an. Und tatsächlich: Williams hat den Irrsinn unserer Städte, den täglichen Verkehrsinfarkt, die blinde Konsumwut, die Reizüberflutung und die ziellos mäandernde Kommunikation zwischen innerlich erloschenen Menschen zu einer einzigen grotesken, nervös vibrierenden Zirkusvorstellung gemacht – inklusive Dionysischer Tänze und Gregorianischer Chöre. Ein modernes Babylon, kurz vor dem Kollaps.


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