The Pretty Trap

Tennessee Williams
The Pretty Trap
Stück in einem Akt
2 D, 2 H, 1 Dek
Amanda Wingfield, ewige Southern Belle und engagierte Mutter, hat die Nase voll: Tochter Laura, ein eher zierliches und empfindsames Pflänzchen, das nur im Dunkeln gedeiht, muss endlich einen Mann kennenlernen. Der Plan zur Verkupplung scheint wasserdicht: Jim, bester Freund und Arbeitskollege von Lauras Bruder Tom, wird zum Essen eingeladen, Amanda wirft für die Tochter ihren Südstaaten-Charme in die Wagschale, und schon sitzt Jim in der Falle. Einer ausgesprochen hübschen Falle, versteht sich.

Tatsächlich läuft am betreffenden Abend alles mustergültig: Man isst Lachs, Amanda präsentiert die Geschichte der Wingfields in ihrem besten Kleid und horcht mit mütterlicher Präzision den Kandidaten aus – nur in kurzen Momenten blitzt auf, was diese Familie untergründig bewegt: das Trauma des verschwundenen Vaters und eine heillos prekäre ökonomische Lage. Aber auch Jim trägt eifrig zur Konversation bei, vor allem seine Unterscheidung der Menschen in drei Typen: die Arbeitstiere, die Träumer und diejenigen, die beides können: träumen und handeln. Nur Laura, ganz klar vom Typ Träumer, schweigt.

Das ist aber nur das Vorspiel zu einer der vielleicht filigransten Szenen im Werk von Tennessee Williams, der Annäherung von Laura und Jim nach dem Essen, zugleich Vorausblick auf „Die Glasmenagerie“. Laura zeigt Jim ihre Sammlung kurioser Glastiere, insbesondere das Einhorn, „etwas, das es in dieser Welt nicht mehr gibt.“ Und so beginnt es zart, das große Spiel vom Erwachsenwerden, vom Verlust der Unschuld und vom Einbruch des Wirklichen in die Welt der Träume. Hier aber, in „The Pretty Trap“, soll dabei noch nichts zu Bruch gehen, der dunkle Rand um das Glück bleibt eine Ahnung.


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