Nur einmal im Leben

Tennessee Williams
Nur einmal im Leben
(Once in a Lifetime)
Stück in einem Akt
Deutsch von Thomas Huber
3 D, 4 H, 1 Dek
Denver. Colorado Springs. Der Grand Canyon. Painted Desert. Phoenix. Yellowstone Park. Mr. und Mrs. Crawley haken auf ihrer Reise quer durch den Westen Amerikas alle wichtigen Sehenswürdigkeiten ab. Ein einmaliges Erlebnis.

Doch Mrs. Crawley ist müde – das Steak zum Abendessen war das Geld nicht wert, sie muss den ganzen Tag im Auto verbringen, und ihrem Mann geht es nur darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen.
Im Hotel Le Fonde in New Mexico treffen die Crawleys auf die Browns, die einen ähnlichen Roadtrip unternehmen. Während die Männer ihre Geschwindigkeit, ihre Autos, ihre Pausen-anzahl, ihre durchschnittliche Kilometerzahl pro Tag und das Durchhaltevermögen ihrer Frauen vergleichen, klagen Mrs. Crawley und Mrs. Brown einander ihr Leid.

Auch Mrs. Brown hat mit der Reise zu kämpfen. Sie sieht den Highway noch vor sich, wenn sie nachts die Augen schließt. Trotzdem sei der Roadtrip natürlich ein einmaliges Erlebnis.
Als Mr. Brown und Mr. Crawley sich auf ein Bier in das Hotelrestaurant zusammensetzen, kehrt Judith, die Tochter der Crawleys, von ihrem Ausflug mit Jim, einem Künstler, zurück. Jim bittet sie, einfach mal rebellisch zu sein und bei ihm zu bleiben. Doch Judith richtet sich nach dem Zeitplan ihres Vaters. Der Abend mit Jim wird ein einmaliges Erlebnis bleiben.
Schließlich machen sich auch Mr. Brown und Mr. Crawley auf den Weg in ihre Betten. Mr. Brown gibt zu, dass auch er die Reise ermüdend findet. Mr. Crawley kann ihm nur zustimmen. Aber diese Reise, da sind sie sich einig, ist ein einmaliges Erlebnis.
Städte werden abgehakt wie Punkte auf einer To-Do-Liste, und die Reise wird nur nach ihrer Effizienz bewertet – in „Nur einmal im Leben“ werden die Crawleys und die Browns mit der Frage konfrontiert, wie viel ein Erlebnis noch wert ist, wenn es nur des geplanten Erleben-müssens selbst wegen durchgestanden wird.

Williams gibt hier ein böses Bild des Amerikanischen Traums wieder. Die Hatz nach dem Wohlstand hinterlässt eine Bürgerschicht, die mit ängstlichen Ressentiments ihre Vorgärten verteidigt und gleichzeitig die Welt nur noch in gefahrenen Meilen und Statusritualen erlebt, beziehungsweise nicht erleben kann. Ganz nebenbei skizziert Williams, wie dieses System die Frauen einfach auf die Rücksitze verbannt.

„Once in a Lifetime“ wurde 1939 geschrieben und 2011 auf dem Provincetown Tennessee Williams Theater Festival zum ersten Mal aufgeführt.

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