Lillian Hellman

LILLIAN HELLMAN ist zweifellos die bedeutendste US-Dramatikerin des Zwanzigsten Jahrhunderts – die einzige Frau, die sich neben dem Männer-Triumvirat aus Eugene O'Neill, Tennessee Williams und Arthur Miller behauptet hat. Ihre Stücke sind ins Repertoire des englischsprachigen Theaters eingegangen.

1905 in New Orleans geboren, studierte Lillian Hellman zwei Jahre an der New York University, belegte danach noch einen Kurs an der Columbia University und brach dann ihr Studium ohne Abschluss ab. Eine frühe Drop-out. 1925 bekam sie einen Job im Verlag Boni & Liveright, wo sie es zur Lektorin brachte. Als Journalistin für die New York Herald Tribune schrieb sie Buchbesprechungen. Für Broadway-Produzenten begutachtete sie Theaterstücke. Bei ihrem Deutschlandaufenthalt 1929 überlegte sie, sich an der Universität Bonn einzuschreiben; nach Erfahrungen mit dem deutschen Antisemitismus und dem blühenden Nationalsozialismus schrak sie aber davor zurück.

Entscheidend für sie war 1930 die Begegnung mit dem Schriftsteller Dashiell Hammet; ihre Beziehung sollte bis zu Dashs Tod alle Höhen und Tiefen überdauern. 1932 wurde Hellmans Ehe (seit 1925) mit dem Literaten Arthur Kober geschieden.

Ihr erster Theatererfolg 1934 mit „The Children’s Hour“ („Kinderstunde“, Deutsch von Bernd Samland), ein Stück, das nach seiner Premiere 691 Mal en suite gespielt wurde, machte Hellman auch für Hollywood interessant. 1936 verfilmte William Wyler das Stück erstmalig, es fiel jedoch einer rigiden Zensur weitgehend zum Opfer. 1961 folgte eine weitere Verfilmung Wylers mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine in den Hauptrollen. Hellmans Drehbücher von „Dark Angel / Der Weg im Dunkel“ (1935) über „Dead End / Sackgasse“ (1937), „The North Star“ (1943) bis „The Chase / Ein Mann wird gejagt“ (1966) wurden von Starregisseuren wie Lewis Milestone, William Wyler und Arthur Penn verfilmt.

Immer auch politisch denkend, reiste Hellman nach Moskau, berichtete 1937 aus dem spanischen Bürgerkrieg (A Day in Spain) und unterschrieb nach der Reichspogromnacht mit 35 anderen amerikanischen Schriftstellern einen Protest an den Präsidenten. Als nach dem Krieg unter dem Einfluss von Joseph McCarthy die politische Stimmung nach rechts umschwenkte, brachte ihr antifaschistisches Engagement sie in Schwierigkeiten – sie musste vor dem Ausschuss für antiamerikanische Aktivitäten aussagen.

Ihre vielbeachtete Autobiographie „An Unfinished Woman / Eine unfertige Frau“ (1969) erzählt nicht nur von ihrer dreißigjährigen Beziehung zu Dashiell Hammet, sondern berichtet auch von ihrem Kampf gegen McCarthys Hexenjagd auf Intellektuelle. In „Scoundrel Time / Zeit der Schurken“ (1976) geht sie auf dieses Kapitel ihres Lebens näher ein. 1973 bereits war der Band autobiographisch gefärbter Erzählungen „Pentimento“ erschienen; der Film „Julia“ von Fred Zinnemann (1977) basiert auf der gleichnamigen Geschichte aus diesem Band.

Nach Hammets Tod 1961 hält sie Vorlesungen an der Harvard University.
1984 ist Lillian Hellman in ihrem Haus auf Martha’s Vineyard in Massachusetts gestorben.





Alle Stücke von Lillian Hellman:

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