Stories
Nina RaineStories
(Stories)
Deutsch von Michael Eberth
4 D, 3 H, Verw - Dek
Zum Verzweifeln lange hat es gedauert, bis die Regisseurin Anna in dem zehn Jahre jüngeren Tom den Partner gefunden hatte, den sie begehrte, mit dem ihr Verstand harmonierte und der sie zum Lachen brachte. Nur in einem harmoniert Tom nicht mit ihr: er will nicht der Vater des Kindes werden, nach dem sie sich sehnt. Er hat Angst, dass ihn die Last der Verantwortung daran hindern könnte, sich selbst zu finden. Für die vierzigjährige Anna läuft aber die Zeit ab. Der Gedanke, "ohne Kind sterben zu müssen", ist ihr so unerträglich, dass sie sich von Tom trennt und auf den Websites von Samen-banken nach einem Spender sucht.
Bei ihrer Suche stößt sie auf Proteste der Kinder von anonymen Spendern, die dagegen rebellieren, dass sie nie erfahren werden, "wo die andere Hälfte von ihnen herkommt", und nimmt sich vor, ihrem Kind dieses Schicksal zu ersparen. Nach Beratungen mit ihrer Familie beschließt sie, Schauspieler, Musiker, Regisseure, Autoren aus ihrem Bekanntenkreis um eine Samenspende zu bitten. Bei diesen Begegnungen scheut sie vor keiner Demütigung und keiner Enttäuschung zurück – und erlebt ein starkes Geschlecht, das in panischer Sorge um das eigene Selbst vor ihrer Entschiedenheit "den Schwanz einzieht".
Hundert Jahre nach Schnitzlers Reigen zeichnet Nina Raine das Abbild einer Gesellschaft, in der die "Agonie des Eros" zum tragikomischen Reigen des Bettelns um eine Samenspende mutiert, was einst Begehren und Sehnsucht, Verführung und Liebe war.
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