Lord Byron kommt aus der Mode *

Max Brod
Lord Byron kommt aus der Mode *
Schauspiel in 3 Akten
6 D, 16 H, Verw - Dek
Frühjahr 1812. Das Beben der Französischen Revolution ist kaum verklungen, da wird das bislang friedliche England von den Weberaufständen erfasst. An ihrer Spitze steht – ausgerechnet – ein Dichter: George Gordon Noel Byron, kurz Lord Byron, macht sich mit einem flammenden Plädoyer für Arbeiterrechte und Demokratie im Oberhaus über Nacht zum Star – in den Londoner Salons knüpft man sich von nun an die Krawatten in Byron-Manier, und selbst auf dem Nachttisch des Prinzregenten sind Byrons Verse plötzlich en vogue.

Während Byron seinen neuen Ruhm in vollen Zügen genießt, rumort es in konservativen Adelskreisen kräftig. Man will Byron bei seinen zwei größten Schwächen packen: den Frauen und dem Geld. Byrons Freiheitsstreben allerdings lässt sich auch durch eine Verehelichung mit Annabella Milbanke, ihrerseits Baronin und Mathematikerin, nicht aufhalten. An seinem Höhepunkt jedoch wendet sich Byrons Geschick: Eine pikante Affäre mit seiner Halbschwester Augusta macht aus dem Coverboy des aufgeklärten Establishments im Handumdrehen einen gesellschaftlich Verfemten – von Freund und Feind verstoßen, bleibt Byron schließlich nur noch der Weg ins Exil…

„Lord Byron kommt aus der Mode“ ist nicht nur eindringliches Porträt einer Epoche, in der die Weichen gestellt werden für das heutige politische Gesicht Europas. Max Brod, Entdecker und Förderer Franz Kafkas, nimmt sich mit Lord Byron einen schillernden Charakter vor, der als „adeliger Volksfreund und Republikaner“ die Widersprüche seiner Zeit in sich vereinigt, ohne sie dialektisch aufzuheben. Byrons leidenschaftliche Prinzipienlosigkeit, sein künstlerisches Schaffen zwischen „Zauberkunst und Zerstörung“, weisen dabei weit voraus in eine Ästhetik der Moderne, die allein sich selbst verpflichtet ist.

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