Watch on the Rhine
Lillian HellmanWatch on the Rhine
Stück in 3 Akten
5 D, 6 H, 1 Dek
Diese Wacht am Rhein ist eher eine Wacht am Potomac: Die Globalisierung der politischen Gewalt macht nicht an Landesgrenzen halt. Der Kampf gegen Nazi-Deutschland findet auf uramerikanischem Boden statt. Natürlich gesehen aus der Perspektive des trügerischen Friedens jener, für die „fern in der Türkei...“
Im April 1941 uraufgeführt – acht Monate vor dem Eintritt der USA in den Krieg -, spielt das Stück im Frühjahr 1940 im Landhaus der begüterten Fanny Farrelly in der Nähe von Washington, D.C. Erwartet wird nach zwanzig Jahren Abwesenheit der Besuch ihrer Tochter Sara mit ihrem deutschen Mann Kurt Müller und den drei Kindern aus Europa. Zuflucht in Fannys Haus hat bereits der zwielichtige arme rumänische Adlige Teck de Brancovis mit seiner Frau Marthe gefunden. Teck erkennt in Kurt einen von den Deutschen gesuchten Widerstandskämpfer und versucht, ihn zu erpressen: Geld her, das Kurt für den Widerstand in Europa gesammelt hat, oder Verrat. Um das Leben seiner Familie nicht zu gefährden und den Widerstandskampf nicht zu schwächen, sieht Kurt sich gezwungen, Teck zu erschießen.
Doch damit ist seine Mission nicht beendet. Kurt wird nach Europa zurückkehren, in liebevollem Einverständnis mit seiner Frau Sara, mit dem Verständnis seiner Kinder, die Sicherheit in Amerika gefunden haben. Und auch Schwiegermutter Fanny erkennt nach anfänglicher Skepsis, daß niemand ungeschoren davonkommt, wenn nicht der Einzelne den Kampf aufnimmt – wo immer er sich auf der Welt befindet . „We are shaken out of the magnolias“, sagt sie am Ende zu ihrem Sohn John: Idylle ist nicht mehr, wenn die Welt in Flammen aufzugehen droht. Und zwischen Gut und Böse läßt sich unterscheiden.
Der Preis der New Yorker Theaterkritik war 1941 der Lohn für dieses ebenso hellsichtige wie spannende, aus heutiger Sicht historische Gegenwartsstück, das bis jetzt nichts von seiner dramatisch-moralischen Kraft eingebüßt hat, wie unter anderem die Inszenierung von Mike Ockrent am Londoner National Theatre 1980 eindrucksvoll bewiesen hat.
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