A Bond Honoured

John Osborne
A Bond Honoured
Stück in 2 Akten
3 D, 7 H, Verw - Dek
Leonido, ein sizilianischer Edelmann, ist der wahrscheinlich größte und verworfenste Sünder vor dem Herrn: Er demütigt und misshandelt seinen Knecht Tizon, denunziert seinen zukünftigen Schwager Dionisio, verführt seine Schwester Marcela noch in der Hochzeitsnacht, vergewaltigt seine Mutter, nimmt seinem Vater das Augenlicht, läuft aus seiner christlichen Heimat über zum Islam, nur um auch das neue Gottesreich umgehend in Brand zu stecken. Es gibt für Leonido nur eine Verpflichtung, die es zu ehren gilt: die Pflicht, der eigenen zerstörerischen Lust zu folgen.

Scheinbar eine Wendung nimmt Leonidos Schicksal, als er in Tunis, dem Ort für seine neuen Verbrechen, auf den „Hirten“ trifft, eine Reinkarnation von Christus selbst, der gekommen ist, um Leonidos himmlische Schuld einzutreiben. Doch auch im Augenblick seiner eigenen Nemesis trotzt Leonido noch jedem ihm äußerlichen Gesetz: Wenn sein Weg auch unweigerlich in den Tod führt, so ist es doch kein anderer als Leonido selbst, der sich schließlich richten wird.

„A Bond Honoured“, geschrieben auf der Grundlage von Lope de Vegas „La Fianza Satisfecha“, ist John Osbornes wohl kühnstes Stück. „I accept nothing“, verkündet Leonido, gewissermaßen die dunkle Quintessenz aller Osborne-Rebellen, und stellt sich damit in einen maximalen Gegensatz zu seiner Gesellschaft – zu Familie, Vaterland und christlichem Glauben. Das „I accept nothing“ hat bei Osborne jedoch weniger moralische als philosophische – geradezu nietzscheanische – Sprengkraft: Es ist das Credo eines radikalen Geistes, der alle überlieferten Werte einreißt, um zu erforschen, was nach ihrem Ende noch Bestand haben kann.


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