Mein alter Zigarrenstummel
John OsborneMein alter Zigarrenstummel
(The End of Me Old Cigar)
Stück in 2 Akten
Deutsch von Cilly Lutter
7 D, 9 H, 1 Dek
Lady Regine Frimley, Witwe mit Vorliebe für Möweneier und plastische Chirurgie, bietet den oberen Zehntausend einen besonderen Service: Sie leitet eine Callgirl-Agentur für die lüsterne Wochendler-Prominenz. Da ihr das jedoch auf Dauer zu langweilig wird, sucht sie sich einen neuen Zeitvertreib: die feministische Revolution. Nicht umsonst lagern in ihren Archiven tausende Meter kompromittierender Filmaufnahmen: Abgeordnete, Richter, Offiziere, Verleger, Fußballspieler, Königliche Hoheiten und Geistliche – alles mit Ton, in Farbe und Großaufnahme. Nur ein Wink an die Weltpresse und… – Watergate wäre ein Kinderstreich dagegen!
Damen, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht gegen die internationale Männerherrschaft: Noch einmal hat Lady Frimley eine illustre Gruppe an Alphatieren aus Wirtschaft und Gesellschaft eingeladen und als Köder zarte Schönheiten aus ihrem Freundeskreis – darunter die Topjournalistin Stella – herbestellt, auf dass möglichst viele Hosen heruntergelassen werden. Doch kaum sind die Lippenstifte aufgetragen, die Kameras justiert und der erste Smalltalk ist überstanden, bekommt die Revolution bereits ernsthafte Schwierigkeiten. Denn die sensible Schauspielerin Isobel denkt nicht daran, ihr männliches Opfer – den Schönling Len – zu verführen, stattdessen verliebt sie sich in ihn…
John Osbornes „Mein alter Zigarrenstummel“ ist eine einzige – so maliziöse wie lustvolle – Männerbeschimpfung. Seien es Männerwitze, Männerkneipen, die rührselige Romantik der Männerfreundschaft oder auch die limitierte Männerphantasie in Sachen Frauen – bis hin zur männlichen Anatomie (siehe Stücktitel) wird kein Chance ausgelassen, dem starken Geschlecht eine gehörige Portion Häme zu verpassen. Dabei ist der Hintergrund des Stückes ernsthaft und immer noch aktuell, geht es doch um eine Gesellschaft, in der Frauen immer noch lieber als Galionsfigur gesehen als selbst ans Ruder gelassen werden.
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