Sommer und Rauch
Tennessee WilliamsSommer und Rauch
(Summer and Smoke)
Stück in 2 Teilen
Deutsch von Inge und Gottfried Greiffenhagen
6 D, 8 H, 2 K, 1 Dek
Wie Blei senkt sich die schwüle Sommerluft auf die Häuser von Glorious Hill, einem puritanischen Städtchen im Mississippi-Delta. Dabei sollte das Leben für Alma Winemiller, unverheiratete Pfarrerstochter mit Hang zur nervösen Hysterie, wie eine gotische Kathedrale sein: emporstreben zu etwas Unerreichbarem, zu etwas, das jenseits menschlicher Grenzen liegt. Doch der Horizont im elterlichen Pfarrhaus beschränkt sich auf Musikstunden und Lesezirkel; für das, was sich im Inneren Almas abspielt, gibt es nur Tabletten.
John Buchanan dagegen, Sohn des hiesigen Arztes, glaubt an kein Jenseits und auch an keine Seele – der Mensch ist für ihn das, was die Anatomie über ihn preisgibt: ein Gefüge aus Organen und Bedürfnissen, sein höchstes Ziel ist die sinnliche Lust. In der moralinsauren Ordnung von Glorious Hill ist John das chaotische Element, doch seine Avancen gegenüber Alma bleiben zunächst ohne Erfolg – zu tief liegen ihre Gefühle begraben unter den blutleeren Regeln des Anstands und der Disziplin, zu sehr ist John mit sich beschäftigt und seinem furiosen Kampf gegen die Rauchschwaden der bürgerlichen Selbstverleugnung.
Erst als John im Begriff ist, mit der Tänzerin Rosa das Land zu verlassen, begreift Alma, welche Türen er in ihr geöffnet hat. Almas Versuch jedoch, John aufzuhalten, endet in einer Katastrophe, die beide tiefgreifend verändert. Und Tennessee Williams’ Kleinstadtdrama weitet sich zu einem Stück von atemberaubender Universalität, das die philosophische Frage nach der Vereinbarkeit von Geist und Materie virtuos verwebt mit der Identitätssuche zweier Menschen, die sich dabei brenzlig nahe kommen und doch verfehlen.
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