Die Mainzer Republik

Rolf Schneider
Die Mainzer Republik
28 Szenen
4 D, 15 H, St, Verw - Dek
Als am 18. März 1793 in Mainz der Rheinische Nationalkonvent zusammentrat und per Gesetz das Ende aller Feudallasten sowie den Austritt aus dem Deutschen Reich verfügte, war sie für einen kurzen, aber historischen Moment Wirklichkeit geworden: die allererste deutsche Republik. Eingekeilt zwischen den Turbulenzen im revolutionären Paris und einem immer enger werdenden Belagerungsring der österreichischen Truppen, brannte in Mainz die zarte Flamme der Freiheit und Gleichheit. Sie wurde vor allem von einem Mann hochgehalten: dem Naturforscher und Weltumsegler Georg Forster.

Was nun geschah, grenzt an ein Wunder: Die von Flüchtlingen verlassene und von einer korrupten französischen Besatzung demoralisierte Stadt verteidigte sich noch drei Monate gegen die Kanonenkugeln des Deutschen Reiches, mit dem Mut der Verzweiflung, der erst am 23. Juli endgültig brach. In der Stadt wurde marodiert und vergewaltigt, auf den Dörfern fielen die Menschen in die alte Knechtschaft zurück, und im Pariser Exil, in dem längst der Wohlfahrtsausschuss mit dem Fallbeil regierte, musste der schwer kranke Georg Forster erkennen, dass das Gesicht der Humanität auch eine Fratze sein kann. Er starb am 10. Januar 1794.

Wie wäre die deutsche, europäische und gar die Weltgeschichte verlaufen, wenn die Mainzer Republik überlebt hätte? Im deutschen Bewusstsein ist die Erinnerung an den Mainzer Freiheitsbaum lang verschüttet gewesen, belastet vom Vorwurf des Verrats an die Franzosen, in den Schatten gestellt von der Frankfurter Paulskirche, dem Symbol nationaler Einigung. So lenkt Rolf Schneiders Revolutionsdrama „Die Mainzer Republik“ den Blick auf ein weithin vergessenes Kapitel deutscher Geschichte, auf einen Augenblick, in dem alles hätte anders kommen können, als es dann schließlich kam.

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