Dieb und König

Rolf Schneider
Dieb und König
Komödie in 16 Bildern
4 D, 19 H, Verw - Dek
Er war einer der bekanntesten Diebe des 18. Jahrhunderts. Christian Andreas Käsebier war ein Gauner mit Niveau, intelligent und redegewandt, ein charmanter Betrüger und Meister der Maskerade, der seine Schurkereien arrangierte wie ein Komponist seine Musikstücke. Mehrfach wurde er gefasst, doch immer wieder entzog er sich geschickt der Staatsgewalt. Christian Andreas Käsebier war mehr als nur ein Dieb, er war der „edle Räuber“, ein Individualist, und damit Sprachrohr bürgerlicher Selbstverwirklichung.

Und für einen kurzen historischen Moment war Käsebier Handlanger der Königs. Friedrich der Große, seinerseits aufgeklärter Monarch, Kunstliebhaber und Voltaire-Freund, lässt Käsebier während der Belagerung von Prag 1757 aus dem Gefängnis holen. Der Gauner mit Faible für die Verwandlungskunst soll für ihn die feindlichen österreichischen Reihen ausspionieren. Doch die strategische Partnerschaft der beiden Ehrenmänner nimmt ein ungutes Ende. Käsebier spielt ein doppeltes Spiel, und der Alte Fritz muss in der Schlacht bei Kolin gegen die nachrückenden Truppen Österreichs eine empfindliche Niederlage hinnehmen.

Wenn Rolf Schneider in seiner Komödie „Dieb und König“ die Mesalliance zweier Edelmänner Preußens noch einmal durchspielt, dann mit dem unbestechlichen Blick des historischen Aufklärers. Luzide und unterhaltsam beleuchtet Schneider die beiden Exponenten bürgerlich-aristokratischer Tugenden als jene Gauner, die sie ganz nebenbei auch noch waren. Aus der taktischen Finesse zweier großer Strategen wird dabei schnell ein Kuhhandel zwischen korrumpierbaren Egomanen. Und so lässt Rolf Schneider genüsslich die Abrissbirne kreisen über allzu selbstverständlichen Idealbildern einer bürgerlichen Morgendämmerung in Deutschland.


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