Lear, König

Rolf Schneider und William Shakespeare
Lear, König
(The Chronicle Historie of the Life and Death of King Lear and his Three Daugthers)
Übersetzung und Bearbeitung von Rolf Schneider
3 D, 17 H, St, Verw - Dek
Die Welt versinkt im Chaos. Nicht Börsencrash, nicht Öko-Katastrophe und auch nicht arabische Diktatorendämmerung, der Abgang eines alten Mannes löst das Chaos aus: König Lear ist seines Amtes müde und will das Reich unter den Töchtern aufteilen. Bei der Prüfung ihrer Loyalität jedoch verweigert Lieblingstochter Cordelia das Bekenntnis. Die Tragödie nimmt so ihren Lauf: Cordelia wird enterbt und verstoßen, ihre Schwestern Goneril und Regan aber verfallen der Gier nach Macht und treiben ihren greisen Vater ins Exil, wo der wiederum dem Wahnsinn verfällt. Und wir werden Zeuge eines schleichenden Zerfalls, der Implosion einer Ordnung, die ein für alle mal ihr Zentrum verloren hat. Shakespeares „König Lear“ enthält alle gegenwärtigen Systemkrisen und Untergangsszenarien in nuce.

Wer sich heute aber an eine Shakespeare-Bearbeitung wagt, der, so Rolf Schneider, „kann nicht so tun, als lebe er im Jahre 1605“. Zumindest wird er seine Sprache einbringen, und die ist eben eine Sprache von heute. Das Wort „Seele“ etwa gehört zu Shakespeares Text, kann aber von heute aus nur noch im Bewusstsein Freuds oder Ibsens gedacht werden. Daher ist auch die Bearbeitung „Lear, König“ letztlich nicht mehr – aber auch nicht weniger – als ein Provisorium, ein Notbehelf auf dem Weg der unendlichen Annäherung an einen Klassiker, der in so besonderer Weise vorgreift auf die Zeit, in der wir leben.


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