Die Erfindung der Liebe
Tom StoppardDie Erfindung der Liebe
(The Invention of Love)
Stück in 2 Akten
Deutsch von Frank Günther
1 D, 12 H, Verw - Dek
Der Held von Tom Stoppards Stück tritt gleich in doppelter Erscheinung auf: als Toter (oder als träumender Fieberpatient?) und als junger Mann. Das Stück spielt in Oxford, in der griechischen Unterwelt und auf der Bewußtseinsebene eines Sterbenden, der sich selbst begegnet. Es handelt vom Cricketspielen und vom Rudern und von lateinischen Versmaßen und von Drei Männern in einem Boot (vom Hund gar nicht zu reden) und von Catull und der Erfindung der leidenschaftlichen Liebe (oder den leidenschaftlichen Erfindungen der Liebe) in griechischen und lateinischen Gedichten und vor allem von einer großen homoerotischen Leidenschaft in unwirtlicher Zeit.
Der historische A.E. Housman ist der Held – in England berühmt für einen Band todessehnsüchtiger Gedichte, geschrieben zu viktorianischer Zeit Ende des 19. Jahrhunderts, und berühmt als bedeutender Latinist – er war Professor in Cambridge und eine Koryphäe seines Fachs. Zudem war Housman als Student in auswegloser Liebe einem Kommilitonen verfallen, Moses Jackson, der leider hoffnungslos heterosexuell war – eine Liebe, die unerfüllt blieb, eine Neigung, die sich nie auszuleben wagte; eine große Liebe, die ein Leben lang in der kalten Einsamkeit einer Innenwelt brannte.
Als Gegenentwurf kommt Oscar Wilde ins Spiel, jener erotische Paradiesvogel einer prüden, heuchlerischen Epoche, der seine sexuellen Neigungen in aller Öffentlichkeit auslebte, bis ihn die verlogene Moral seiner Zeit gnadenlos zur Strecke brachte.
Ein Stück über die Liebe zu Männern und zu Frauen, ein leidenschaftliches Plädoyer für die Leidenschaft in Stoppards kühl-ironischem Gestus, gewürzt mit Oscar Wildes funkelnden Aphorismen, angesiedelt in lateinischen Gedichten und den Absonderlichkeiten englischer Universitätsrituale und – wie so oft bei Stoppard – ein Stück über die Kunst als das wahrhaftigere Leben.
Zurück zur Übersicht