Quotenfieber

Horst Pillau
Quotenfieber
Medienkomödie in 11 Bildern
2 D, 2 H, Verw - Dek
Beim Fernsehen grassiert das Quotenfieber. Wer mit dem Fernsehen zu tun hat, wird unablässig von der Einschaltquote getrieben, sie bedeutet Himmel oder Hölle, sie verheißt Erfolg oder Pleite, sie kann für Produzenten und Schauspieler, Regisseure und Autoren, aber auch für die Auftraggeber in den Anstalten, zum Albtraum werden.

"Quotenfieber" ist eine Medienkomödie, ein Stück über's Fernsehen und die Menschen, die für dieses Medium leben. "Quotenfieber" vermittelt einen humorvollen Blick hinter die Kulissen einer Serienproduktion, berichtet von Intrigen, Filz und Verrat im Fernsehgeschäft. Das Stück zeigt Produktionspraktiken, von denen der Zuschauer nichts weiß und besser nichts ahnt. Fernsehleute sind chronisch krank – sie haben Quotenfieber.

"Quotenfieber" stellt – ebenso komisch wie grotesk – Menschen vor, die in der TV-Mühle zerrieben werden. "Quotenfieber" erzählt von dem Ehepaar Peter Lansky und Dora Hell, das eine große Belastungsprobe bestehen muß. Die erfolgreiche Schauspielerin muß sich am Ende entscheiden, ob ihr der Erfolg wichtiger ist als ihr anfangs ebenso erfolgreicher Ehemann. Sein Stern in den Medien sinkt, als seine Frau zum Publikumsliebling wird. "Quotenfieber" zeigt den mächtigen Produzenten Bartsch, der die von ihm Abhängigen manipuliert und beherrscht, bis ihm die Menschen und Entwicklungen entgleiten. Die Ärztin Anette Tomaselli, medizinische Beraterin der Arztserie, ist mit beiden Ehepartnern befreundet und bewirkt trotzdem die Entfremdung von Dora und Peter. Und der "Joker" kann in fünf Rollen brillieren.

Dora Hell, mehrfach preisgekrönte Fernseh-Ärztin, vom Publikum vergöttert und deshalb vom Medium verhätschelt, glaubt schließlich, eine echte Chirurgin zu sein. Sie nimmt eine gespenstische Operation am lebenden Serienproduzenten vor: eine Medienkomödie. (Horst Pillau)


BARTSCH   (studiert düster den gestrigen Quotenausdruck, reicht das Blatt dann dem Autor) Da. sehen Sie sich das an. Schliwski! Was! Unmöglich!

AUTOR   (besorgt) Das sieht nicht so gut aus, Herr Bartsch. (Will es relativieren) Was ist denn gestern gegen uns gelaufen...?

BARTSCH   Mensch! Bei Ihnen müßten alle Alarmglocken schrillen! Sie müssen doch interessiert daran sein, daß es weitergeht...!  Auch für Sie...

AUTOR   (hastig) Ja, natürlich.

BARTSCH   Also.  (Etwas hölzern) Wir müssen, unter Vertiefung der Charaktere, der Werbewirtschaft entgegenkommen. Sonst ist der Ofen aus. Von einem Tag zum anderen.  Was! (Schreit) Dann wird die Serie abgesetzt! Ersatzlos! Jawohl! Die Sender sparen sich ja tot! Brauchen das Geld... für die Pensionen... ihrer pensionierten Intendanten...

AUTOR   Und was will die Werbewirtschaft?

BARTSCH   Effektivität. Wir brauchen die mittlere Generation. Schliwski! Die "mittlere"! Die Älteren! Das wird die Zielgruppe. Hören Sie. Der Jugendtrend ist out.

AUTOR   (erstaunt) Ernsthaft? Die Jugend... ich denke, "wir tragen sie auf Händen?"

BARTSCH   Unsinn. Die Jugend ist ein alter Hut. Jungsein ist kein Verdienst.

AUTOR   (hilflos) Ich dachte immer... jeder will jung sein... und bleiben...

BARTSCH   Davor bewahre mich der Himmel. Was Teens und Twens für Probleme haben...  die Unsicherheiten... die Ausbildungsquälerei. Die Stellensuche. Die Liebeskatastrophen.

AUTOR   Aber ich denke: der Jugend gehört die Zukunft! (Staunt) Jugend... das war doch immer die Vorgabe –

BARTSCH   Das ist vorbei. Jugend ist out. Die Alten sind weiser. Komischer. Humorvoller. Erfahrener. Falten sind gefragt. Falten, das sind... Jahresringe!  Gesichter, vom Leben geprägt. Gezeichnet. Gesichtslandschaften, nicht ausdruckslose Milchgesichter! Durchdachte Sätze. Nicht immer "und so". Wir brauchen eine Generation, die sich differenzierter ausdrückt.

AUTOR   (hastig) Naja gut... wenn der Sender das absegnet, mit der Jugend... die Redaktion...

BARTSCH   Blödsinn, Redaktion. Hauptsache, die Werbung segnet das ab.

AUTOR   (gehorsam) Ja. Und was für ein Milieu? Friedhof?

BARTSCH   Mensch, Schliwski. Zu teuer! Was das kostet. Kirche. Friedhof. Drehgenehmigung. E-Musik. Komparsen.  Sterben ist nicht umsonst. Drei Drehtage, zwei Minuten im Kasten. Wollen Sie mich ruinieren?

AUTOR   Aber was sonst?

BARTSCH   Mensch, Schliwski. Das Bewährte! "Krankenhaus"! Wie immer. Was denn sonst

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