Confessional

Tennessee Williams
Confessional
Stück in 2 Szenen
2 D, 7 H, 1 Dek
Monks Bar, am späten Abend: schummriges Licht, die Jukebox spielt, an den Tischen sitzen die Nachtschwärmer und ersäufen den Tag im Schnaps. Für Leona, eine gealterte Kosmetikerin, die am Stadtrand im Wohnwagen lebt, ist es eine besondere Nacht. Denn es ist die Nacht, in der sich der Tod ihres kleinen Bruders jährt – eines Violinisten, der zu zart besaitet war für das raue Leben im amerikanischen Westen. Und es ist die letzte Nacht, bevor sie selbst wieder losziehen will, raus aus dem jetzigen Kaff, in ein neues Leben.

Zuvor aber soll noch mal abgerechnet werden mit den Kollegen in Monks Bar, allesamt ewige Taugenichtse und Trunkenbolde. Mit Doc etwa, der sich seine Drinks finanziert mit illegalen Abtreibungen und Geburtshilfen – und glaubt, heute Nacht würde durch seine Hände ein neuer Messias geboren. Oder mit Bill, Leonas Lover, der sich erst hat durchfüttern lassen und jetzt den Reizen Violas erlegen ist, einer etwas verlebten Dorfschönheit. Leonas größte Sorge aber gilt Viola selbst, die beteuert, ihr Leben im Griff zu haben, dabei versinkt sie immer tiefer im nebulösen Betrieb des örtlichen Rotlichtviertels…

Der Einakter „Confessional“, den Tennessee Williams später zu dem Zweiakter „Small Craft Warnings“ erweitert hat, ist eine fesselnde Liebeserklärung an das verrauchte Halbdunkel über dem Tresen – einem Ort der leichtfertigen Vertraulichkeiten und Lebensbeichten, der kleinen Erleuchtungen, großen Illusionen und bitteren Enttäuschungen. Ein Ort wie das Theater selbst: Für einen Moment scheint das Leben schöner, als es in Wahrheit ist. Oder auch viel schlimmer.


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