This Is the Peaceable Kingdom
Tennessee WilliamsThis Is the Peaceable Kingdom
Stück in 2 Szenen
4 D, 4 H, St, 1 Dek
Streik im Altenheim: Seitdem das Personal verschwunden ist, wächst auf den Fluren das Chaos. Es gibt keine Mahlzeiten mehr, keine Medikamente, und morgens bleiben die Alten in ihren eingenässten Betten liegen. Zwischen den Bewohnern herrscht dicke Luft: Die Jüdin Mrs. Shapiro, zahnlos, blind und in Besorgnis erregendem Zustand, bekommt immerhin noch Besuch von ihren Kindern Bernice und Saul. Bei ihren Mitbewohnern Lucretia und Ralston sorgt das jedoch für Eifersucht – sie haben nur noch sich, ihre Bitterkeit und die vage Hoffnung auf Erlösung.
„Dies ist das friedliche Königreich der Liebe ohne Angst“ scheppert es aus den Lautsprechern, doch die Lage eskaliert: Als die Vertreterin einer Wohltätigkeits-organisation nach salbungsvollem Vortrag nur kleine Häppchen verteilen will, zetteln die Senioren eine faustdicke Revolte an. Mit Krücken und in Rollstühlen greifen sie die Aufsicht an, bis schließlich die Polizei mit Tränengas anrücken muss. Im allgemeinen Hauen und Stechen – Polizisten gegen Bewohner, Christen gegen Juden, alle gegen die Schwarzen – passiert es dann: Mrs. Shapiro schließt für immer die Augen.
„This Is The Peaceable Kingdom“ ist eine brillante Abrechnung mit der religiösen Scheinheiligkeit: Längst ihrer Fähigkeit beraubt, ein gesellschaftliches Band zu knüpfen, werden die Religionen zum Brandbeschleuniger im Kampf der Kulturen. Die Fragen, die sie unbeantwortet lassen, muss jetzt das Theater stellen: Wie mit dem Alter umgehen, mit Krankheit und Tod? Wie Erlösung finden, wenn es nur dieses eine, irdische Königreich gibt? Eine – freilich zwiespältige – Antwort gibt das Stück, als der fromme Ralston am Ende Gott in sich selbst entdeckt. Williams bleibt jedoch erstmal unbeeindruckt: er wünscht dem neuen Gott viel Glück.
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