The Day on Which a Man Dies

Tennessee Williams
The Day on Which a Man Dies
An Occidental Noh Play
Stück in 2 Szenen
1 D, 3 H, 1 Dek
Der Tag, an dem ein Mann stirbt, beginnt um Mitternacht: Der Mann, ein gefeierter Künstler, ringt in einem Hotelzimmer in Tokio um Inspiration und neue Ausdrucksformen. Seine Freundin, eine ehemalige Prostituierte, hat ihr Vertrauen in seine Schaffenskraft verloren – sie fragt sich längst, was ihr bleibt, wenn er nicht mehr ist. Zwischen beiden entbrennt ein Machtkampf, der auf ein furioses Finale zusteuert: getrieben von enttäuschtem erotischem Verlangen und den Exzessen seiner künstlerischen Phantasie, begeht der Mann am folgenden Tag Selbstmord.

„The Day on Which a Man Dies“, von Tennessee Williams in der Hochphase seines öffentlichen Erfolges geschrieben und von ihm zunächst zurückgehalten, wagt Atemberaubendes: die Verschmelzung der westlichen Tragödie mit dem japanischen Nô-Theater, das vor allem Totenmesse und Geistertheater ist. Der Geist, der dieses Stück heimsucht, ist der Geist Jackson Pollocks, Begründer des Action Paintings und Freund von Williams, der – wie Williams – unermüdlich an der Ausdehnung seines künstlerischen Ausdrucks über die konventionellen Formen hinaus arbeitete – und sich dabei schier zugrunde richtete.

Das tragische Künstlerschicksal beleuchtet Tennessee Williams jedoch aus einer radikal neuen, faszinierenden Perspektive – eben jener Perspektive des Nô-Theaters, die den theatralen Blick weglenkt von Seele und Innerlichkeit, hin zu Ritus, Zeremonie und Choreographie, also zum Körper. Bei „The Day on Which a Man Dies“ steht der Körper des Künstlers im Mittelpunkt, sein Tod schließlich gleicht einer Pollock’schen Performance: Der Künstler stürzt durch riesige Papierleinwände seinem Ende entgegen. Und aus der Tragödie des Künstlers wird unmittelbar Kunst – sie entsteht im Moment seiner Auslöschung.

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