Der Tod eines Bienenzüchters

Lars Gustafsson und Martin Jürgens
Der Tod eines Bienenzüchters
Lektüre der Aufzeichnungen Westins aus dessen Nachlass
Hörspiel nach dem Roman von Lars Gustafsson
Von Martin Jürgens

Wir werden sterben. Das wissen wir, und das unterscheidet uns von den Tieren. Wie es sein wird und wann, davon wissen wir bis zu unserem Ende nichts. Daher unsere Angst. In deren Mitte steht der Name einer Krankheit: Krebs.

Damit ist das Zentrum der Schreckenszone benannt, die der Text von Lars Gustafsson sondiert. "Der Tod eines Bienenzüchters" ist ein großes und radikales memento mori des 20. Jahrhunderts – eine Abfolge von Fragmenten aus den (fiktiven) nachgelassenen Tagebüchern des Lars Westin, eines ehemaligen Lehrers in den 'besten Jahren'. In diesen Notizen zeichnet sich nach und nach die Unausweichlichkeit seines frühen Todes ab. Die Diagnose Krebs wird zunächst in der Wahrnehmung intimer körperlicher Veränderungen vorausgeahnt, dann - als der wichtige Brief des Krankenhauses eintrifft - mit einem hohen Aufwand an Selbsttäuschung verdrängt, bis immer neue Schmerzattacken keine Ausflucht mehr zulassen.

Die nüchterne Intensität und leidenschaftliche Präzision des Textes reichen bis in die Details der Schmerzerfahrung und der haltlosen Hoffnung hinein; sie nehmen den Zuschauer mit, ohne ihn fertig zu machen, lassen ihn am Ende in jener eigensinnigen Klarheit zurück, mit der Westin seine letzten Eintragungen macht: "Was jetzt mit mir geschieht, ist widerlich, abscheulich und erniedrigend, und niemand wird mich dazu bringen, es zu akzeptieren". Die letzten Sätze sind eine Absage an die Trostangebote, die die Religion bereithält. Es sei die interessantere Ketzerei, sich vorzustellen, "möglicherweise habe uns ein Gott erschaffen" und dann zu sagen, "es gebe nicht den geringsten Grund für uns, davon beeindruckt zu sein. Und schon gar nicht dankbar dafür. Wenn es einen Gott gibt, ist es unsere Aufgabe, nein zu sagen."



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