Ein Monat auf dem Lande *

Iwan S. Turgenjew
Ein Monat auf dem Lande *
(Mesjaz w derewnje)
Komödie in 5 Akten
Deutsch von Ingeborg Gampert
5 D, 7 H, 1 K, 3 Dek
Schöngeistige Gespräche, Erzieher für die Kinder, ein erlesener Freundeskreis – im Leben der Familie des reichen Gutsbesitzers Arkadij fehlt es eigentlich an nichts. Doch als man sich den charmanten Studenten Alexeij einen Sommermonat lang als Privatlehrer für Sohn Kolja ins Haus holt, scheint es vorbei mit der ländlichen Familienidylle: Pflegetochter Wera wie auch Mutter Natascha verlieben sich in das unbekümmerte Temperament des jungen Mannes.

Im Kampf um Alexeijs Zuneigung erweist sich Natascha – die hinter dem Rücken ihres Mannes bereits ein amouröses Verhältnis zu Hausfreund Rakitin unterhält – als das größere Manipulationstalent. Mit aller Macht versucht sie, die ihr hinderliche Wera an den etwas einfältigen Gutsnachbar Bolschinzow zu verheiraten. Damit jedoch setzt sie eine Kettenreaktion aus Liebe, Intrige und Eifersucht in Gang, die ihr selbst schnell über den Kopf wächst – und am Ende in das große Kofferpacken mündet. Allein Natascha, die für einen kurzen Moment an ein neues Leben glauben wollte, bleibt in ihrem alten zurück.

„Liebe ist eine Katastrophe“ heißt es in Turgenjews „Ein Monat auf dem Lande“ und das Stück ist der ultimative Beweis dafür: Jeder liebt irgendwen, der das Gefühl nicht erwidern kann, weil er einen anderen liebt, dem wiederum das Gefühl ebenfalls gleichgültig ist. Turgenjew, ohne den es einen Tschechow so nicht gegeben hätte, stellt seine Figuren dabei niemals bloß, sondern legt Schicht für Schicht ihre ganze psychologische Ambivalenz frei. Und schafft damit nach außen ein Theater der leisen Töne, in dem es nach innen umso heftiger kracht.


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