The Eccentricities of a Nightingale

Tennessee Williams
The Eccentricities of a Nightingale
Stück in 3 Akten
5 D, 4 H, 5 Dek
Pfarrerstochter Alma Winemiller ist in den geordneten Verhältnissen von Glorious Hill, einem Städtchen im Mississippi-Delta, eher das chaotische Element. Manche sagen auch, sie sei exzentrisch. Alma singt im Kirchenchor, ihrer Sopranstimme wegen ist sie sogar als „Nachtigall des Deltas“ bekannt, doch wenn sie singt, dann mit soviel Gefühl, dass es sie selbst zu Tränen rührt. Sie ist nervös, bisweilen hysterisch, zudem schlaf- und atemlos, beim Sprechen fuchtelt sie mit den Händen. Ihr Vater hält das für disziplinlos und sorgt sich um ihre Chancen, noch einen Mann zu finden. Und auch Alma selbst bekämpft das unerklärliche Feuer, das in ihrem Inneren brennt – mit Beruhigungstabletten.

Dass ihre Ruhelosigkeit, ihr ständiger Überschuss an Gefühl, eine Form der Revolte sein könnte gegen das Biedermeier ihrer Umgebung, das kommt niemandem in den Sinn – auch ihr selbst nicht. Dabei ist ihre Zerbrechlichkeit auch Ausdruck ihres Mutes und ihrer Stärke: Als Alma eines Silvesterabends endlich John Buchanan, den jungen und erfolgreichen Arzt, den sie seit Kindertagen liebt, in ein Hotelzimmer lotsen kann, weiß sie genau, dass ihre Neugier größer sein wird als die Vernunft. Und dass sie dafür einen hohen Preis zahlen wird. Denn John, ein Sonnyboy und Idealist, der Malaria auf Kuba bekämpft und zugleich von seiner kontroll- und prestigesüchtigen Mutter auf fast inzestuöse Weise beherrscht wird, kann Almas Gefühle nicht erwidern…

Alma Winemiller ist eine der großen Frauenfiguren im Werk von Tennessee Williams. Sie hatte ihren Auftritt bereits in „Sommer und Rauch“, dem Vorgängerstück, von dem sich „Eccentricities of a Nightingale“ allerdings fundamental unterscheidet. Denn die große Tragödie erscheint hier in kondensierter, dafür umso wirkmächtigerer Form: „How gently a failure can happen!“, sagt Alma am Ende, als sie allein ist mit jenem einzigen Menschen, der sie retten könnte und der dennoch unerreichbar bleibt. Und gerade in dieser scheinbaren Beiläufigkeit, mit der uns Williams ganz nah an Almas stille Verzweiflung heranholt, entwickelt dieses Stück seine Wucht.


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