Innen: Panik
Tennessee WilliamsInnen: Panik
(Interior: Panic)
Stück in einem Akt
Deutsch von Helmar Harald Fischer
2 D, 3 H, 1 Dek
Im Innenraum der Angst: Fieberhaftes Interieur, über den Putz der Wände huschen Gespenster, draußen donnert ein Zug vorbei und spricht mit drohenden Stimmen. Zwei Wochen hat George sich schon nicht mehr gemeldet, und für Blanche Shannon, eine junge Südstaatenschönheit, die sich übergangsweise in der schäbigen Hütte ihrer Schwester Grace und ihres Schwagers Jack in New Orleans einquartiert hat, versinkt mit der Abwesenheit des Liebhabers die Welt im Wahn.
Denn Blanches Panik, dass George sie bereits verlassen haben könnte, steigert sich schnell zu einer furchtbaren und zugleich paranoiden Gewissheit: dass sein Schweigen sogar die gerechte Strafe sein muss für ihr sündiges Vorleben, für die zahlreichen Männerbekanntschaften, mit denen Blanche der inneren Leere zu entkommen versuchte – nach dem traumatischen Verlust des elterlichen Anwesens von „Belle Rêve“. Als Blanche ihrer hilflosen Schwester anvertraut, dass sie einen sexuellen Übergriff ihres Schwagers Jack fürchtet, scheint ihr Wirklichkeitsverlust endgültig unumkehrbar – auch wenn am Ende scheinbar ein Wunder geschieht, und der lang ersehnte George vor der Tür steht…
Der Einakter „Innen: Panik” von Tennessee Williams schafft etwas Einzigartiges: die Verschmelzung des Zuschauerblicks mit dem Wahn seiner Protagonistin. Wenn George am Ende des Stückes auftritt, bleibt höchst zweifelhaft, ob man glauben kann, was man sieht – zu tief ist der Zuschauer hinabgestiegen in das panische Innen der Blanche Shannon. Zugleich beweist „Innen: Panik“, dass es mehr ist als ein bloßer Vorläufer des späteren Welterfolgs „Endstation Sehnsucht“ – es ist die radikale Steigerung des psychologischen Dramas zur dramatischen Psychose.
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