I Never Get Dressed Till After Dark on Sundays

Tennessee Williams
I Never Get Dressed Till After Dark on Sundays
Stück in einem Akt
2 D, 3 H, 3 St, 1 Dek
Zwei Schauspieler auf der Bühne, es ist die Schlussprobe vor den Previews, die Stimmung ist konzentriert bis gereizt. Die Darsteller hadern mit ihrem Text und ihren Rollen: Jane, eine New Yorker Schönheit, die versucht, in der lüsternen Hitze des French Quarters in New Orleans als Modedesignerin Fuß zu fassen, und ihr Freund Tye, ein drogensüchtigen Gauner aus dem Rotlichtmilieu. Immer wieder müssen Autor und Regisseur eingreifen, sie ermahnen, in der Rolle zu bleiben, ihren Charakter nicht zu verlieren. Dabei ist es eben das, was sie spielen: ein Stück über die Vergänglichkeit, über den Verlust.

Denn für Jane und Tye neigen sich die Dinge dem Ende zu. Zwar liegt Tye wie üblich am Sonntagnachmittag in komatösem Schlaf – vor dem Dunkelwerden steigt er sonntags nie in seine Klamotten. Diesmal jedoch muss er früher raus, Jane erwartet einen potentiellen Kunden, außerdem ist sie fest entschlossen, Tye endgültig vor die Tür zu setzen. Jane muss ihr Leben neu ordnen, seit sie weiß, dass es im Schwinden begriffen ist: eine mysteriöse Blutkrankheit zehrt ihren Körper aus. Doch Jane weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass auch Tyes Leben auf dem Spiel steht – er ist im Striplokal Mitwisser eines brutalen Mafiamordes geworden…

„I Never Get Dressed…“ von Tennessee Williams passt in keine Schublade. Es ist ein kraftvoll-melancholisches Stück über das Loslassen, über die Flüchtigkeit des Lebens und der Leidenschaft. Zugleich, als wär’s ein Stück von Pirandello, ist es auch ein scharfsinniges Spiel, das mit Ebenenwechseln und Illusions-brüchen der Verfertigung des Stückes beim Spielen zuschaut. Und schließlich eröffnet es ein poetisches Zwischenreich, in dem das Innen und das Außen der Bühne verschmelzen und das Stück die rauschhafte Klarheit eines Traums gewinnt.


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