Ich, Vashya
Tennessee WilliamsIch, Vashya
(Me, Vashya)
Stück in einem Akt
Deutsch von Helmar Harald Fischer
1 D, 4 H
Vashya Shontine ist der Herr der Waffen. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hat sich Vashya als Rüstungsunternehmer ganz nach oben gearbeitet, in die Schaltzentralen der Macht. Seine Herrschaft ist total, seitdem auf dem Globus ein neuer Weltkrieg wütet: Ob es Flugzeuge sind oder Raketen, Panzer und Massenvernichtungswaffen – mit seinen Lieferungen degradiert Vashya die eigene Regierung genauso zur Marionette wie die feindliche Seite. Kritiker und Konkurrenten werden gnadenlos ausgeschaltet, denn über Krieg und Frieden entscheidet nur er, Vashya.
Doch auf dem Gipfel der Macht wird die Luft besonders dünn. Die größte Gefahr lauert ausgerechnet in Vashyas eigenem Haus: Gemartert von der Schuld, die ihr Gatte täglich auf sich lädt, will Lady Shontine, eine Frau von aristokratischer Gesinnung, dem blutigen Treiben ein Ende bereiten. Der Zeitpunkt für rebellischen Widerstand scheint gekommen, als Vashya den Arzt Dr. Frelich in seine Privatgemächer beruft, um das Nervenleiden seiner Frau behandeln zu lassen. Dr. Frelich ist zwar bereit, Vashyas Gattin zu helfen, jedoch ganz anders, als ihr Mann das erwartet…
Unter den zahlreichen politischen Stücken von Tennessee Williams ist „Me, Vashya“ umstandslos das politischste: Eindringlich – und angesichts weltweit florierender Rüstungsgeschäfte ungebremst aktuell – erzählt es von der Aushöhlung der Politik durch die ruchlosen Machenschaften des Militärisch-Industriellen Komplexes. Die stille Konspiration im Rücken des einsamen Despoten Vashya steigert sich dabei zu einer Herrscher-Tragödie von Shakespeare’schem Format – sie wirft einen unverstellten Blick auf das zynische Wesen der Macht.
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