Hoffmanns Erzählungen
Rolf SchneiderHoffmanns Erzählungen
Oper für Kinder
Musik von Jacques Offenbach
3 D, 9 H, St, Verw - Dek
E. T. A. Hoffmann war ein Multitalent. Der studierte Jurist konnte zeichnen, schreiben, komponieren und dies alles erstaunlich perfekt. Seine literarischen Ideen bezog er aus der trüben Flut der europäischen Schauerromantik, deren Geruch sie oft nicht los werden. Dies war Absicht: Mit seiner Epik erstrebte Hoffmann nichts als kommerziellen Erfolg.
Barbier, einer der französischen Libretto-Konfektionäre im 19. Jahrhundert, stellte ein hübsches Ragout aus einem Halbdutzend Hoffmann-Novellen her. In unseren Augen hat es zwei Fehler: Es setzt ausschließlich auf dämonische Erotik, und es mündet in eine etwas schlappe Pointe. Nämlich, die kleinbürgerlichen Milieus der deutschen Restaurationszeit sind völlig ausgeblendet, und die schlappe Pointe besteht darin, dass der auf seine Stella wartende Opern-Hoffmann schließlich volltrunken unter den Tisch fällt. Die Trinkfestigkeit und alkoholische Euphorie des historischen Hoffmann sind hingegen verbürgt. Wenn es darauf ankam, blieb er ansprechbar.
Unser Versuch, das Barbier-Libretto für junge Leute umzuschreiben, musste sich zu ziemlich grundsätzlichen Veränderungen entschließen. Mit ein paar Retuschen war es nicht getan. Da der Held in jedem Falle Hoffmann heißt, schien es vernünftig, statt einer reinen Kunstfigur den historischen Hoffmann zu formulieren, und zwar in seiner Bamberger Biografie, die zugleich der Beginn des Literaten Hoffman war. Die in unserem Text mitgeteilten Ereignisse und Figuren sind verbürgt.
Für den phantastischen Teil der Handlung wurde nur auf eine Geschichte zurückgegriffen, Hoffmanns womöglich hübscheste, den "Goldenen Topf". Die spielt zwar in Dresden, aber der Autor empfing die Anregungen dazu schon in Bamberg. Der Held, Student Anselm, war eine dort erlebte Figur.
Die Transposition des "Goldenen Topf" ins Musiktheater erbringt gewisse Anklänge an "Zauberflöte" und "Parsifal". Humanitäts- und Erlösungsmotive gibt es auch heute noch, bloß klingen sie jetzt nicht mehr so ungebrochen wie vor hundert und zweihundert Jahren. Auch um dessentwillen wenden wir uns an ein jugendliches Publikum.
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