Grüße von Bertha
Tennessee WilliamsGrüße von Bertha
(Hello from Bertha)
Einakter
Deutsch von Jörn van Dyck
4 D, 1 Dek
Ein Schlafzimmer im "Abgrund", einem Puff im berüchtigten Rotlichtviertel am Flussufer des Mississippi im Osten von St. Louis. Bertha, eine kräftige, blonde Hure, wälzt sich sterbenskrank auf dem Bett. Ursache für ihre Krankheit scheint übermäßig genossener Alkohol zu sein. Die Puffmutter, Goldie, legt ihr nahe, das Zimmer zu räumen. Bertha widersetzt sich aus Leibeskräften, da dieses Zimmer ihr letzter und einziger Halt ist. Sonst ist da nur noch die nebulöse Erinnerung an eine frühere Beziehung zu einem Mann namens Charlie, der ihr versprochen haben soll, zu helfen, falls sie ihn je brauchen würde. Aber Goldie bleibt hart, denn das Zimmer wirft keinen Gewinn mehr ab und soll von anderen Mädchen genutzt werden. Sie ruft die Ambulanz, um Bertha ins Krankenhaus zu verlegen. Mit letzter Kraft will Bertha eine Postkarte an Charlie schreiben. Aber als Resultat ihrer verzweifelten Illusion bleibt nur eine kurze Mitteilung übrig: "Grüße von Bertha". Selbst die werden den Adressaten nicht erreichen.
"Ich lebte wochenlang von gestohlenen Eiern und Avocados und getrockneten Erbsen und auch von der vagen Hoffnung, die ein Brief einer Dame aus New York bei mir geweckt hatte, ich könnte möglicherweise ein Stipendium der Rockefeller-Stiftung erhalten. Es verschlug mich zurück nach St. Louis, und ich schrieb mein erstes abendfüllendes Stück, das besser war als alle anderen. Es hieß 'Aber nichts von Nachtigallen' und es ging um Leben im Gefängnis. Ich habe seitdem nichts geschrieben, was sich in puncto Gewalt und Schrecken damit vergleichen ließe." (Tennessee Williams)
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