Toller

Tankred Dorst
Toller
Szenen aus einer deutschen Revolution
8 H, Ensemble, Verw - Dek
München im Jahr 1919. Eine Handvoll linksgerichteter Intellektueller und Anarchisten ruft in einem revolutionären Akt die Bayerische Räterepublik nach sowjet-russischem Vorbild aus. Doch die Revolution, obgleich vom Willen des Proletariats getragen, ist zum Scheitern verurteilt. Zu mächtig sind die Gegner: die von den Westmächten abhängige Berliner Reichsregierung auf der einen und die um eigene Profilierung bemühten Kommunisten auf der anderen Seite. Und zu unerfahren, zu idealistisch ist die bunte Truppe der Revolutionäre.

Tankred Dorst greift die historischen Münchner Ereignisse auf und macht den expressionistischen Dichter Ernst Toller zur Titelfigur seines Stückes. Sein Interesse gilt dabei nicht der Konzeption eines historischen Dokumentarstücks, sondern der Haltung und Widersprüchlichkeit des Intellektuellen und seinem Handeln zwischen utopischem Idealismus und ernüchternder Wirklichkeit. Toller ist der Literat, der vom Schreibenden zum Handelnden werden soll, ein Mensch mit Utopien, aber ohne Sinn für die Realität. Angesichts der die politische Aktion fordernden Ereignisse gerät ihm die revolutionäre Tat zur theatralischen, expressionistisch-pathetischen Gebärde. Der Revolutionär droht zum Schauspieler zu werden.


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