Geschichte eines Pferdes *

Mark Rosowskij
Geschichte eines Pferdes *
(Istorija loschadi)
Ein Stück nach der Erzählung "Cholstomer"
(Der Leinwandmesser) von Leo N. Tolstoj
Mit Texten von J. Rjaschenzjew und
Musik von M. Rosowskij und S. Wetkin
Deutsch von Ingeborg Gampert
1 D, 7 H, Kleiner Chor (Schauspieler), Verw - Dek
Die Geschichte eines tierischen Sonderlings im Russland der Zarenzeit: Der „Leinwandmesser“, ein scheckiger Hengst von außergewöhnlich weit ausholender Gangart, ist ein Außenseitergaul – sowohl unter den Menschen, die ihn als Pferd zweiter Klasse behandeln und kastrieren lassen, wie auch unter den anderen Pferden seines Gestüts. Von der Herde misshandelt, verstoßen und verfemt, fristet er sein Dasein als niederster Hilfsarbeiter.

Das Schicksal des Pferdes wendet sich, als es von einem reichen Fürsten gekauft wird, der es vor seine Kutsche spannt: der „Leinwandmesser“ wird zum Renner, dem an Energie, Ausdauer und Geschwindigkeit kein anderes Ross das Wasser reichen kann. Doch dem steilen Aufstieg folgt der unvermeidliche Abstieg. Vom Fürsten, der verstrickt ist in eine unglückliche Liebesgeschichte, zu permanenter Höchstleistung getrieben, versagen dem Gaul im entscheidenden Moment die Kräfte. Stufe und Stufe sinkt das Pferd die Karriereleiter wieder hinab, bis ihm am Ende nur noch ein Gang bleibt: der zum Schlächter.

„Geschichte eines Pferdes“, Mark Rosowkijs Bühnenbearbeitung der Erzählung „Leinwandmesser“ von Leo Tolstoi, hat bei seiner Uraufführung im damaligen Leningrad Begeisterungsstürme entfacht und wurde anschließend auf den Bühnen der ganzen Welt gespielt. Ein eindringliches, am Theater Brechts geschultes Stück über Verausgabung und Leistung, Abhängigkeit und Ausbeutung, Erotik und Tod, in der die Dialektik von Pferd und Mensch zur Parabel wird über den Beginn des kapitalistischen Zeitalters.


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