Bewerbungen

Rolf Schneider
Bewerbungen
Komödie in 27 Szenen
1 H, 1 Dek
Für Balzac war er der „interessanteste Charakter seines Jahrhunderts“. Dabei ist es wohl vor allem seiner atemberaubenden Charakterlosigkeit, dem Mangel an Prinzipien und menschlichen Regungen, zuzuschreiben, dass Joseph Fouché auch zu einem der mächtigsten Männer seines Jahrhunderts werden konnte. Ob als fanatischer Vorkämpfer der Französischen Revolution, der als „Schlächter von Lyon“ Angst und Schrecken verbreitete, oder als Intrigant und Drahtzieher der Hinrichtung Robespierres, der schließlich unter Napoleon als Polizeiminister und Spiritus Rector eines ausgeklügelten Spionagesystems Karriere machte – Joseph Fouché war ein ideologischer Wendehals der Extraklasse, ein so genialer wie skrupelloser Technokrat, der, verborgen in den Hinterzimmern der Macht, das Geschick eines ganzen Landes in seinen Händen hielt.

In der Komödie „Bewerbungen“ lässt Rolf Schneider Fouché mit einem Monolog aus dem Halbschatten der Geschichte ins grelle Bühnenlicht treten: Anhand der Bewerbungsreden Fouchés – sei es um politische Ämter, Frauen oder die Loyalität seiner Mitverschwörer – rekonstruiert Schneider auf Grundlage historischen Materials die Volten und Winkelzüge Fouchés, die zu seinem unaufhaltsamen Aufstieg führten. Dabei entsteht das präzise Portrait eines zutiefst widersprüchlichen Mannes, der nicht nur professioneller Überläufer, kaltblütiger Immoralist, Terrorist und Terroristenjäger war, sondern zugleich ein exzellenter Schauspieler, ein Meister der Maskierung, und als solcher nicht zuletzt auch ein Prototyp des modernen Politikers.

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