Liebestod

Lotte Ingrisch
Liebestod
Komödie in 3 Akten
2 D, 3 H, 1 Dek
Fränzi hat ihr Sozialleben auf einen Gummibaum beschränkt. Seit zwanzig Jahren keine Reisen, kein Telefon, keine Freunde. Nur die tagtäglich zärtliche Pflege des Baumes, der auf den Namen Felix hört. Bis der neue Untermieter Daniel in der Tür steht, ein Öko wie er im Buche steht, der Schalmei spielt, mit seiner Wünschelrute Energiefelder austestet und die menschliche Rasse für einen Parasiten hält, von dem es die Erde zu befreien gilt. Man versteht sich auf Anhieb ganz gut.

Deutlich turbulenter wird es, als dann auch noch Sybille auftaucht, Daniels Mutter, die ihren Jungen finden will, bevor die Polizei es tut: „Anstiftung zum Massenselbstmord“ könnte die Anklage lauten, weil Daniel auf der Straße wildfremde Menschen anspricht und versucht, vom ökologisch wertvollen Schritt zur Selbstentleibung zu überzeugen, dem „Liebestod“, also einem Tod dem geschundenen Planeten zuliebe.

So viel Misanthropie kommt nicht von ungefähr. Denn die Ehe zwischen Sibylle und Daniels Vater steht unter keinem guten Stern, seitdem dieser eine Affäre mit Daniels Frau Yvonne begonnen hat. Mittlerweile hat aber auch Yvonne den Vater mit einer Bankdirektorin betrogen, weshalb dieser wiederum tatsächlich Selbstmord begehen könnte. Und schließlich stellt sich noch heraus, dass Daniels Vater Felix ist, nicht Felix der Gummibaum, sondern Fränzis Ex-Mann, ein erfolgreicher Richter, der sie vor zwanzig Jahren sitzen gelassen hat…

„Wir sind ein Verbrechen, das sich selbst begeht“, stöhnt Daniel, und wer wollte ernsthaft widersprechen, angesichts derart störungsanfälliger Familienverhältnisse? Doch Lotte Ingrisch lässt noch einmal Gnade vor Recht ergehen: Es gibt blaue Flecken, es fallen Schüsse, und in so manchen Kaffee wird Gift gemischt, aber die Apokalypse wird am Ende noch einmal vertagt.


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