Geisterstunde
oder
Vorleben mit Nachteilen
Lotte Ingrisch
Geisterstunde
oder
Vorleben mit Nachteilen
Komödie in 3 Akten
3 D, 3 H, Verw - Dek
Das Haus der Schneiderin Ida, zur Zeit des Biedermeier. Schmetterlingsnarr Kuno will seiner Ida gerade den Antrag machen, da kommt es zu einer folgenreichen Verwechslung. Auch die Bäckermeisterin Glöckl heiratet, und zwar einen Herrn, der für sein Leben gern Schmetterlinge sammelt. Kann es allen Ernstes zwei Schmetterlingsnarren in einem Ort geben? Ida will das nicht glauben, ersticht in rasender Eifersucht die Bäckermeisterin, nebst zweier Nonnen, die zu unglücklichen Zeugen des Geschehens wurden, und bemerkt den Fehler erst, als der wahre Bräutigam der Glöckl den Laden betritt – mit Schmetterlingsnetz.
Das Haus der Schneiderin Ida, jetzt ein Bordell, zur Zeit der Jahrhundertwende. Madame Paulinchen ist untröstlich, denn sollte es in ihrem Etablissement weiter spuken, kann sie dicht machen – wer will schon eine Hure aus dem Jenseits? Ida jedoch, die als Schmetterling durch ihre alten Räume geistert, wartet noch immer auf Erlösung. Aber was sich liebt, das kommt immer wieder zusammen, auch in einem späteren Leben. Nur hat Pater Alois, der engagiert worden ist, das Haus zu exorzieren, vergessen, wer er in einem früheren Leben für Ida gewesen ist. Und als es ihm langsam dämmert, da reißt sie die Gegenwart auch schon wieder auseinander.
Das Haus der Schneiderin Ida, jetzt das Reisebüro „Kosmos“, Zeit: Gegenwart. Eine Reisegruppe wartet auf den Bus nach Neapel. Jeder hat jeden schon einmal gesehen – ohne es zu wissen. Werden Ida und Kuno sich wieder erkennen?
Vergangenheit im üblichen Sinne gibt es bei Lotte Ingrisch nicht, nur das ständige Ineinander der Zeiten. Das Theater ist die Ewigkeit, dort gibt nur ein einziges Ensemble, das in einem fort neue Stücke spielt. Die Garderobe ist der Tod, hier wird man für die nächste Rolle ausstaffiert. Und das Publikum? „Es gibt keins“, sagt die ewige Wiedergängerin Ida, „wer zuschaut, spielt mit.“
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