Kirche, Küche, Kinder

Tennessee Williams
Kirche, Küche, Kinder
Stück in 2 Akten
2 D, 3 H, 2 K, Verw - Dek
Eine kleine Kirche im New Yorker Stadtteil SoHo. Ein junger Stricher, vorzeitig in Rente gegangen, schreibt in aller Abgeschiedenheit an seinen Memoiren. Dabei assistiert ihm Fräulein Rose, die das Arpeggio seiner Lebensstationen kongenial an der Orgel begleitet. Doch die Arbeit stockt, immer wieder stört die Familie des Strichers das Ambiente der weihevollen Innerlichkeit. Und so nimmt eine böse Farce ihren Lauf, die mit Kirche, Küche und Kindern lustvoll die Eckpfeiler unserer patriarchalischen Kultur aufs Korn nimmt.

Zunächst hat die Gattin des Strichers, eine axtschwingende Vorzeige-Hausfrau mit deutschem Akzent, noch ein Hühnchen zu rupfen mit ihrem Herrn Papa, seines Zeichens notgeiler Pfaffe der Lutherischen Kirche auf Staten Island. Denn seit dem mysteriösen Tod der Frau Mutter – die übergewichtige Dame hat es irgendwie von Bord einer Fähre gerissen – verprasst der trauernde Gemahl das Geld aus der Lebensversicherung und vergewaltigt nach der Messe das Fräulein Haussmitzenschlogger – eine zahnlose, holzbeinige und glasäugige Alte aus dem Kirchenchor, die mit ihren ehrwürdigen 99 Jahren nun noch einmal in den Genuss einer Schwangerschaft kommt.

Die größten Sorgen in diesem Bestiarium der verdrehten Existenzen – Tennessee Williams nimmt es hier mit sämtlichen Klischees des psychologischen Dramas auf – bereiten dem Stricher jedoch die eigenen Kinder. Nach 15 Jahren endlich aus dem Kindergarten geworfen, stellt sich für sie die Frage nach der beruflichen Zukunft – die in einem echten Stricher-Haushalt natürlich nur die Prostitution sein kann. Doch der ungezogene Nachwuchs will allen Ernstes seine Jungfräulichkeit nur für wahre Liebe abgeben, nicht für Geld…


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