Brennende Nächte

Lotte Ingrisch
Brennende Nächte
Musik von Gottfried von Einem
Hörspiel

Die letzten Stunden eines alten Ehepaares. Die Stille wächst, nur aus weiter Ferne sind die Geräusche des Lebens noch zu hören: das Rufen eines Kuckucks, das Schnurren des kleinen Katers, das Lachen der Frau – Echos der Vergangenheit. Die Frau läuft in die Apotheke und holt neue Medizin. Sie will nicht wahrhaben, was unvermeidlich ist. Derweil wird der Mann eingehüllt vom flüsternden Chor der Geister, die ihn locken wollen – auf die andere Seite des Spiegels. Der Mann hat Angst, er liegt im Sterben.

Der Tod ist jedoch nur ein neuer Anfang. Er ist der Grundzustand aller Materie, das Leben hingegen eine vorübergehende Erregung, ein kurzes Aufflackern, eine Irritation. Der Tod führt den Mann in ein Zwischenreich, in dem alles zugleich existiert: das Sein und das Nichts, die Lebenden und die Toten, die alle nur Varianten der einen Schwingung sind. Erst allmählich begreift der Mann, dass der Tod keine Tragödie ist – sondern eine Komödie, ein Fest, das ihn befreit von den Lasten des Ichs. Nur seine Frau, die er zu sich ins Jenseits holen will, kann die Todeseuphorie nicht teilen. Posthum erscheint die Trennung unvermeidbar…

Lotte Ingrisch, „Hexe von Wien“ und Erfinderin des quantenphysikalischen Theaters, wirft in „Brennende Nächte“ einen radikal neuen und tröstlichen Blick auf das Leben: als Fortsetzung des Todes mit anderen Mitteln. „Brennende Nächte“ ist eine akustische Reise zwischen den Welten, eine philosophisch heitere Komposition von Wort und Klang – von der Musik Gottfried von Einems bis zu den Erkenntnissen Helmuts Rauchs und Walter Thirrings, zweier Pioniere der modernen Physik. Zugleich zeigt es uns, was Hörspielkunst zu leisten vermag: Medium zu sein für die körperlosen Stimmen und Geister.


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