Romanze

David Mamet
Romanze
(Romance)
Farce in 4 Szenen
Deutsch von Bernd Samland
7 H, Verw - Dek
Mamet knüpft hier an die farcenhaften Elemente seines Stückes "Bobby Gould in der Hölle "und seines Drehbuchs "Wag the Dog "an. Und führt schon mit dem Titel den Zuschauer in die Irre. Wie in den meisten Stücken Mamets gibt es auch hier keinerlei Exposition; der Zuschauer wird mitten in die Handlung geworfen, mit einer bereits laufenden Geschichte konfrontiert. In diesem Fall mit einer Gerichtsverhandlung.

Fünf Männer im Clinch. Ein Angeklagter wird vom Staatsanwalt vernommen und gibt sich verstockt; er will weder bestätigen noch leugnen, daß es sich um seine Unterschrift handelt; und was der Buchstabe B, gefolgt von einem Liebesherzen, durchbohrt von einem Pfeil und dem Wort Hawaii, bedeuten, mag er schon gar nicht sagen. Der Verteidiger greift eher glücklos ein. Und der Gerichtsdiener greift seinem ebenso allmächtigen wie überdrehten Richter medikamentös und auch sonstwie unter die Arme. Denn der Richter leidet an Heuschnupfen und ist auch sonst nicht gut auf die Welt zu sprechen. In der Stadt finden augenblicklich Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern statt, und es ist aufgrund von Demonstrationen zu Verkehrsbehinderungen gekommen.

Die Personen sind Charaktermasken. Der jüdische Angeklagte ist unzufrieden mit seinem christlichen Verteidiger, der christliche Verteidiger unzufrieden mit seinem Mandanten. Und beide holen in einer persönlichen Auseinandersetzung zum Rundumschlag aus, bei dem kein Tabu ungebrochen bleibt. Als der Anwalt, in seiner Berufsehre gekränkt, den Berufsstand des Chiropraktikers beleidigt, kommt dem die rettende Idee, wie Frieden im Nahen Osten geschaffen werden könnte: durch Wirbeleinrenkung, die Stabilisierung des Rückgrats der Beteiligten.

Auch der Prozess gegen den Angeklagten kommt erst durch persönliche Beschimpfungen richtig in Fahrt. Der Geliebte des Staatsanwalts, halbblind nach Verlust seiner Kontaktlinsen, erscheint im Gerichtssaal und erkennt die Stimme des Angeklagten: "Georg Bernstein, du Schweinehund!" Unter diesem Namen hatte er sich mit seinem Bunny Häschen Bernard auf Hawaii amüsiert, sich dann aber verdrückt, als ihm seine Frau auf die Seitensprungschliche gekommen war. Während der Richter völlig durchknallt, der Gerichtsdiener praktisch das Verfahren leitet und so lebenswichtige Fragen erörtert werden, ob Shakespeare schwul, Jude oder beides gewesen ist, kommt ein Arzt und gibt dem Richter eine Spritze, der daraufhin kraft seines Amtes verkündet, daß ein angebrannter Topf durch Einweichen im Wasser mit Natron wieder sauber wird, ausgenommen Kupferpfannen. Womit auch der häusliche Streit zwischen dem Staatsanwalt und seinem Geliebten Bernard, der den Braten hatte verschmoren lassen, geschlichtet ist.

Ein Stück der aberwitzigsten Kapriolen, Pointen, Verwirrungen, Abweichungen, verfügt und verknüpft durch Mamets Dialog- und Beschimpfungskunst, die nicht im Geringsten an Wahrscheinlichkeit interessiert ist, dafür aber keine Heuchelei ungeschoren läßt.


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